Lucciola - page 13

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„Ja, ja schon gut“, antwortete Wullewatz müde und rieb sich mit
seinen Händen verschlafen die Augen. Er gähnte noch einmal laut,
streckte sich dreimal kräftig, spritzte sich Wasser ins Gesicht und
putzte sich die Zähne.
Nach dieser Katzenwäsche schlüpfte er in seine alte blaue Jeans
und zog seinen geringelten Lieblingspullover über den Kopf. Dann
kämmte er seine verwuschelten Haare, setzte seinen schwarzen
Hut auf und flitzte mit großen Schritten zu Putnik, der ganz außer
Atem bereits wieder von der Honigwiese in den Erdbeerwald zu-
rückgekehrt war.
Als der kleine Riese Putniks Scheune betrat, sah er wie sein Freund
an einer großen Kurbel drehte.
„Uih, Putnik, was ist das denn für eine komische Maschine, an der
du drehst?“, fragte Wullewatz neugierig.
„Das ist eine Beerenpresse“, sagte der Zwerg, „kennst du so etwas
nicht?“
„Ha, ha“, lachte Wullewatz laut und hielt sich seinen Bauch.
„Ich sehe gar keine Bären, die man pressen kann.“
Putnik schüttelte seinen Kopf, denn soviel Dummheit hatte er
schon lange nicht mehr erlebt.
„Wir pressen doch Beeren. Die schreibt man mit zwei « e » und
keine Bären, denn diese schreibt man mit einem « ä ».“
Verschmitzt schaute Wullewatz auf den Boden, räusperte sich und
antwortete: „Oh, du Zwerg! Ich habe einen Spaß gemacht oder
hast du wirklich geglaubt, ich wüsste das nicht?“
Putnik schüttelte abermals den Kopf, raufte sich die Haare und
sagte lachend: „Was soll ich bloß mit solch einem verrückten
Freund wie dir anstellen? Also nun komm her und löse mich an
der Presse ab, damit der Saft für das Fest fertig wird.“
„Ja, ja“, antwortete Wullewatz, „ich drehe ja schon an der Bären-
presse, hihi, nein an der Beerenpresse natürlich“, und er drehte so
heftig und schnell, dass das Holzgefäß bald mit köstlichem Saft ge-
füllt war. Nun schulterte Wullewatz das schwere Fass und sagte:
„Ich trage es schon mal auf die Festwiese.“
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