Lucciola - page 11

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Putnik war so sehr mit seinen Purzelbäumen beschäftigt, dass er
die beiden Nektarsammlerinnen zuerst nicht wahrnahm.
Erschrocken hielt er inne, als er das Summen an seinen Ohren
vernahm und drehte etwas verlegen eine Haarsträhne um seinen
Zeigefinger. „Oh, guten Morgen, ihr Bienchen“, erwiderte der
Zwerg etwas kleinlaut.
„Es tut mir leid, dass ich durch mein Rumpurzeln einige schöne
Blüten abgeknickt habe, aber ich bin so schrecklich aufgeregt we-
gen des Honigfestes und bekam in der Nacht kaum noch ein Auge
zu.“
„Ach du Armer“, trösteten ihn die Bienen, „es dauert nicht mehr
lange bis zum Abend. Hast du deine Arbeit für das Fest schon er-
ledigt?“, fragten sie neugierig. „Du weißt doch, dass sich alle auf
deinen selbst gepressten Saft freuen.“
„Ach, das habe ich ja fast vergessen. Gut, dass ihr mich daran er-
innert“, antwortete der Zwerg etwas nervös. „Ich werde mich
gleich auf den Weg machen und hoffe, dass Wullewatz mir ein
wenig beim Auspressen helfen wird.“
„Viel Spaß Putnik“, erwiderten die Bienen, „wir freuen uns schon
darauf, den süßen Saft trinken zu dürfen.“
Zur selben Zeit im großen Erdbeerwald, der sich gleich neben der
bunten Honigwiese erstreckt, schlummerte und schnarchte laut der
kleine Riese Wullewatz, der aus der Familie der kleinsten Riesen
der Welt abstammte, in seinem Bett. Wie schon so oft wurde er am
frühen Morgen vom lauten Gekrähe seines Hahnes Willibald auf-
geweckt. Noch halb im Schlafe taumelte Wullewatz zum Fenster,
öffnete es und rief hinaus: „Du heiserer Gockel, mit deinem zer-
zausten Federkleid, halte endlich deinen spitzen vorlauten Schna-
bel.“
Empört schaute Willibald hoch erhobenen Hauptes zu dem Riesen
und schimpfte: „Schau mal zum Waldrand, du Langschläfer.
Dort sammeln unsere emsigen Hamster schon sehr fleißig Beeren,
die sie in ihren Körben ins Dorf tragen.“
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